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Nun deckte der Bauer die Augen des Pferdes wieder auf und rief:
„Jetzt ist es klar, daß du ein Dieb und ein Lügner bist. Da seht alle
her, der Gaul ist gar nicht blind. Ich fragte nur so, um den Diebstahl
an den Tag zu bringen."
Die Leute, die umher standen, lachten, klatschten in die Hände und
riefen: „Ertappt, ertappt!" Der Roßdieb mußte das Pferd wieder zurück
geben ititb wurde zur verdienten Strafe gezogen.
So schlau und fein ein Dieb auch ist,
er stößt einmal auf größere List.
168. Der Hund.
(Lüben.)
Das Pferd nützt uns durch seine Körperkraft, die Kuh durch ihre
Milch, das Schaf durch seine Wolle, der Hund aber durch feine Klugheit.
Klugheit ist mehr wert als Wolle und Milch. Darum genießt der Hund
auch die Ehre, den Menschen begleiten und mit ihm in demselben Zimmer
fein zu dürfen. Diese Auszeichnung vergilt er durch wichtige Dienste und
standhafte Treue. Der Hofhund läuft während der Nacht unermiidlich im
Hofe umher; der Schäferhund verliert vom Morgen bis zum Abend keine
Minute lang die Herde aus den Augen, und der Jagdhund holt das ge-
schossene Wild selbst aus dem Wasser und bringt es freudig seinem Herrn.
Und für alle diese Dienste verlangt der Hund nichts weiter als einige
Reste von unserer Mahlzeit und eine liebevolle Behandlung. Redet man
den Hund freundlich an und streichelt ihn, so springt er freudig an uns
empor, liebkoset uns und leckt uns die Hand. Zeigt man ihm dagegen
ein unfreundliches Gesicht, oder schilt mau ihn gar, so läuft er furchtsam
aus dem Wege, duckt sich nieder und sucht sich zu verbergen. Fremde
Hunde darf mau nicht anfassen; denn der Biß eines Hundes kaun oft
sehr gefährlich werden.
169. Die Reisegefährten.
(Wiederholds Fibel.)
Vor dem Thore einer Stadt traf ein lahmer Pudel mit einem hin-
kenden Kater zusammen.
„O," rief der Kater, „wie freue ich mich, daß ich einen Gefährten finde,
welcher mir nicht davonläuft und mich liicht ausspottet."
Der Pudel war es zufrieden, daß sie zusammen wanderten, und sie
wurden unterwegs immer bessere Freunde. Da erzählte einer dem andern
seine Schicksale.
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Endlich wollte er ein Koch werden. ,,Dem Koche,“ sagte er,
,,müssen Gärtner, Jäger und Fischer alles einliefern, was sie durch
ihren Fleiss gewinnen und es fehlt ihm nie an guten Bissen.“ Allein
er kam abermal mit Klagen nach Hause. „Es wäre alles gut,“ sagte
er, ,,wenn nur das Feuer nicht wäre. Wenn ich so am flammen-
den Herde stehe, so ist's mir nicht anders, als müsste ich vor Hitze
verschmelzen.“
Allein der Vater gab es nun nicht mehr zu, dass Philipp zum
fünften Male ein anderes Handwerk wähle, sondern sprach vielmehr
in grossem Ernste: ,,Wenn du zufrieden leben willst, so musst du die
Beschwerden des Lebens mit männlichem Mute ertragen lernen. Wer
allem Unangenehmen ausweichen wollte, das die vier Elemente hie
und da für uns haben, der müsste aus der Welt hinaus gehen. Denke
nur lleissig an das Gute, an dem es deinem gegenwärtigen Stande
gewiss nicht fehlt, so werden dir allmählich seine Mühseligkeiten gering
erscheinen.“
Philipp folgte seinem Vater, und wenn späterhin andere Leute
klagten, beruhigte er sie, indem er sagte: ,,Ich hab’s erfahren, was
das heisst:
Geniesse, was dir Gott beschieden,
entbehre gern, was du nicht hast;
ein jeder Stand hat seinen Frieden,
ein jeder Stand hat seine Last.“
244. Der Gikgak.
(Wiederholds Fibel.)
Ein dummes Gänschen mochte zu Hause nichts lernen. Es
meinte, wenn es auf Reisen ginge, würde es klug werden, wie der
Sperling, und singen können, wie die Lerche. Daher machte es sich
auf und flog über den Rhein in das Land, wo man französisch spricht.
Dort frass es Rüben und schnatterte, wie zu Hause, und wenn es
etwas Neues sah, machte es einen langen Hals.
Als ein Jahr um war, dünkte es sich klug genug zu sein und
kehrte nach Hause zurück. Aber niemand wurde etwas von seiner
Klugheit gewahr, und die Leute sagten:
Es flog ein Gänschen über den Rhein
und kam ein Gikgak wieder heim.
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Extrahierte Personennamen: Fischer Philipp Philipp Philipp Philipp